Versicherungswirtschaft Heute im Gespräch mit Markus Heyen, Accenture-Geschäftsführer, über „Cloudifizierung“, Digitalisierung in der Versicherungsbranche und die überraschenden Ergebnisse der ExB-Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Nachdem ExBs Studie zu den Auswirkungen von COVID-19 auf den Versicherungssektor in der DACH-Region erschienen ist, haben wir umfangreiches Feedback dazu bekommen.
Unser Standpunkt, der so anders ist als der der meisten Studien zu diesem Thema, scheint zu faszinieren und auch zu überzeugen: Nämlich, dass die Corona-Pandemie auch positive Auswirkungen mit sich gebracht hat. Unsere Studie wurde in etlichen Zeitungs- und Magazinartikeln erwähnt und diskutiert, unter anderem auch in der Versicherungswirtschaft Heute.
Darin greift Markus Heyen, Geschäftsführer von Accenture, die Studie auf und spricht über die derzeitige Pandemie als Treiber der Digitalisierung in der Versicherungsbranche, digitale Lücken und darüber, dass „die Stilllegung von Altsystemen eine der großen Aufgaben für die nächsten Jahre ist“.
Obwohl die deutschen Versicherer nicht erst seit dem Jahr 2020 an der Digitalisierung der Branche arbeiten, zeigt sich gerade jetzt, dass die Realität nicht ganz so fortschrittlich aussieht, wie es hätte sein können. Zahlreiche digitale Prozesse zwischen Versicherern und Kunden sind zwar deutlich geupdated worden (z.B. mit Chatbots und Self-Service-Portalen), jedoch sieht es im Backoffice und in der unternehmensinternen Kommunikation immer noch recht dunkel aus. Schlecht oder gar nicht aufgerüstete Altsysteme verlangsamen interne Prozesse und obwohl es Cloud-Bestandsführungssysteme gibt, sind diese immer noch eher die Ausnahme.
Durch die aktuelle Situation haben viele Versicherungsunternehmen einsehen müssen, dass Innovation kein Fremdwort bleiben darf und dafür die ersten Schritte in die Wege geleitet. Die Hauptbeschäftigung für die nächsten Jahre wird sein, über veraltete Systeme hinwegzukommen.
Die Nutzung einer Cloud ist ohne Frage die Zukunft der Branche. Zwar war diese auch schon vorher in Gebrauch, aber durch die Notwendigkeit im letzten Jahr hat die Verbreitung der Cloud nochmal einen Sprung nach vorne gemacht, als viele Mitarbeiter ins Home Office gehen mussten. Die Grundbasis für die dauerhafte Nutzung ist auf jeden Fall vorhanden, da das Alltagsgeschäft in Versicherungsunternehmen in den ersten Zügen der Pandemie beinahe störungsfrei weiterlaufen konnte.
Versicherungsunternehmen waren in der Lage, sich schnell an die neue, herausfordernde Situation anzupassen und den Bedürfnissen der Kunden zu größten Teilen gerecht werden – das hat ExB in ihrer Studie herausgefunden. Doch auch da gibt es Vor- und Nachteile: Mit dieser schnellen Anpassungsfähigkeit gehen auch ein Widerstand gegen Erneuerung gewisser Prozesse einher. Lösungen in der Notsituation zu finden hat überraschend schnell funktioniert, aber um diese zu einer Permanent-Lösung zu machen, müssen viele Workflows und interne Operationen verändert und überarbeitet werden.
Die Digitalisierung in der Versicherungsindustrie hat im Frontend angefangen und dort sind moderne Komponenten schon vorhanden, weil die Schnelligkeit, auf Kundenwünsche eingehen zu können, Priorität hatte. Aber auch das kann noch optimiert und die Customer Experience noch mehr verbessert werden. Das Backend ist eine andere Geschichte und die Optimierung daran noch lange nicht abgeschlossen – vor allem was die Erneuerung der Altsysteme angeht.
„Dank der Zusammenarbeit mit ExB konnten wir unsere E-Mail-Prozesse in Verbindung mit unserem Procurement-System enorm optimieren. Es ist, als ob wir eine digitale Verlängerung unseres Teams erhalten hätten, die unermüdlich und präzise arbeitet.“
Thorsten Drews
MTU Aero Engines
Langfristig gesehen muss die Cloud-Nutzung im Vordergrund stehen und das nicht nur in der Versicherungsbranche. Schätzungen nach nutzen weltweit gerade 20 Prozent der Unternehmen Cloud-Optionen; 2025 sollen es voraussichtlich bis zu 80 Prozent werden. In den kommenden Monaten und Jahren wird es auf dem Gebiet nochmal spannend werden – und das nicht nur in Deutschland.
Diese Veränderungen müssen in den einzelnen Unternehmen genauer angesprochen werden, genauso wie die Bedeutung der Cloud und die Thematik der Arbeitskultur. Ein Wandel dieser Bereiche ist notwendig, vor allem um agilere Arbeitsmethoden und eine neue Arbeitskultur einführen zu können.
Außerdem muss die Versicherungsbranche kundenzentrierter werden und die Dienste sollten über das eigentliche Versicherungsprodukt hinausgehen, um die Customer Experience noch weiter auszubauen. Die Nutzung von Cloud soll ein großer Teil davon sein, genauso wie ein Wandel des aktuellen Arbeitsalltages.
Cloud Management wird dann sozusagen ein eigener Aufgabenbereich. Das würde dann auch die Entwicklung der IT-Infrastruktur, Sicherheitsanforderungen und die Skalierung, bzw. Migration der Altsysteme umfassen.
Lesen Sie mehr zu den kommenden Veränderungen in der Versicherungsbranche und den Chancen, die durch die COVID-19 Pandemie offen gelegt worden sind, hier.
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